Dieser herrliche Rundreise beginnt in Lugano. Mit der schmalspurigen Ferrovia Lugano-Ponte Tresa tuckert man gemütlich über Agno bis zum Grenzdorf Ponte Tresa. Im PostAuto geht es dem Tresa Fluss entlang zur italienischen Grenze und weiter bis an den Lago Maggiore nach Luino. Die Ortschaft ist nicht nur bekannt für seinen beliebten Wochenmarkt, sondern lädt auch zum Verweilen ein. Später bringt einem die S30 zurück in die Schweiz nach Cadenazzo.
635, Lugano-Ponte Tresa
Diese herrliche Reise durch den Süden der Schweiz nimmt ihren Anfang in Lugano. Genauer gesagt am Bahnhof der Ferrovia Lugano-Ponte Tresa, kurz FLP, welcher sich rund 50 Meter entfernt vom „grossen“ Bahnhof der SBB befindet. Unter der Woche im Viertelstundentakt, am Wochenende alle 30 Minuten verlassen die neuen Stadler Tramlink Fahrzeuge den Hauptort des Luganesis in Richtung Ponte Tresa. Die gut 12 Kilometerlange Schmalspurbahn konnte nach nur 18 Monaten Bauzeit am 5. Juni 1912 feierlich eröffnet werden.
Die Eisenbahn trug sofort zur Entwicklung der Region bei, litt aber unter den folgen der beiden Weltkriege und der Wirtschaftskrise. Im Gegensatz zu den drei anderen Luganer Schmalspurbahnen (Lugano-Cadro-Dino-Bahn, Lugano-Tesserete-Bahn und der Trambahn Lugano) blieb die finanziell angeschlagene FLP dank den guten Passagierfrequenzen vor der Umstellung auf Busbetrieb verschont. 2021 wurde mit den neuen Tramlink Fahrzeugen aus dem Hause Stadler eine neue Ära eingeleitet. Diese ersetzten die orange-beigen Kompositionen aus dem Jahre 1978,
welche jahrelang das Bild der FLP prägten. Gleich nach der Abfahrt wird mit zwei kurzen Tunnels die Gotthardlinie der SBB unterquert. Wieder am Tageslicht tuckert der Zug zur Haltestelle Sorengo. Anschliessend sucht sich das Eisenbahntrasse seinen Weg am Südufer des kleinen Laghetto di Muzzano Sees entlang. Nach der Haltestelle Cappella Agnuzzo führt die Strecke dann parallel zur Autobahn hinunter nach Bioggio Molinazzo. Dabei ergibt sich auf der linken Seite einen herrlichen Ausblick auf den Airport Lugano-Agno sowie einen Seitenarm des Lago di Lugano.
Der Flughafen wird nun mit einem weiten Bogen über Bioggio und Seroccia umfahren. Der nächste Halt befindet sich dann in Agno, wo sich auch das Depot der 1912 gegründeten Bahn befindet. Am westlichen Seitenarm fährt die Zugskomposition nach Magliaso. Hier besteht Anschluss an die PostAuto-Linie 423, die durchs Malcantone nach Novaggio fährt. Der tramähnliche Zug rattert derweil am Golfplatz und der „Alpenrosen“ Schokoladen-Fabrik vorbei nach Caslano. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur italienischen Grenze und somit auch bis zum Endpunkt der Strecke.
Nach 25 Minuten enden dann die Geleise der FLP in Ponte Tresa. Der Bahnhof, welcher sich in unmittelbarer Nähe des Ufers des Lago di Lugano befindet, dient nebenbei auch als Depot und Waschanlage. Für die Zugskompositionen und ihre Lokführer gibt es hier jedoch keine grosse Pause, schon nach wenigen Minuten nehmen sie die Retourfahrt nach Lugano in Angriff. Das Grenzdorf, welches durch den Tresa Fluss zweigeteilt wird, ist neben der Bahnlinie während den Sommermonaten auch mit dem Schiff von Lugano her erreichbar (3608).
62.429 Ponte Tresa – Fornasette – Luino (I)
Im Malcantone, was frei übersetzt so viel wie schlechte Gegend bedeutet, besteht ein dichtes Netz an PostAuto-Linien. Der wichtigste Knotenpunkt bildet dabei der Bahnhofsplatz von Ponte Tresa. Hier starten gleich drei verschiedene Buslinien. Eine davon trägt die Liniennummer 429 und verkehrt stündlich zwischen dem Grenzdörfchen am Fluss der Tresa und dem italienischen Luino und verbindet so in nur 30 Minuten den Lago di Lugano mit dem Lago Maggiore. Nachdem der Anschluss von der FLP abgenommen wurde, geht die Reise los.
Die ersten Meter führen direkt am Ufer des Luganersees entlang zum grossen Grenzübergang, welcher hinüber in den italienischen Teil der Stadt führt. Zu Ferienzeiten oder an Tagen des weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Wochenmarkts sind die Strassen hier so verstopft, dass die Fahrzeuge der Post über eine schmale Quartierstrasse ausweichen müssen. Der Linienbus bleibt jedoch auf der Schweizer Seite und zweigt vor dem Zoll rechts ab. Die Fahrt führt nun am rechten Ufer der Tresa taleinwärts nach Madonna del Piano.
Historisch gesehen liegen im Talboden der Tresa keine Dörfer. Diese wurden aus Angst des wilden Flusses alle oben am Berghang errichtet. Heute hat sich das jedoch geändert. Entlang der Hauptstrasse sind etliche Industriebetriebe und einige Einfamilienhäuser angesiedelt. Der nächste Halt befindet sich wenig später in Molinazzo di Monteggio. Hier zweigt die sehenswerte Berglinie 426 nach Novaggio ab. Die internationale Buslinie bleibt jedoch dem Talboden treu und braust ins benachbarte Fornasette. Die letzte Ortschaft auf Schweizer Boden besteht wie so viele andere Tessiner Grenzorte
hauptsächlich aus einer Tankstelle, günstigen Läden und Schnellrestaurants. Nach dem Passieren des Grenzübergangs wird mit einem starken Aufstieg die unpassierbare Schlucht der Tresa umfahren. Vorbei an den Vororten von Luino, die nur mit wenigen Haltestellen bedient werden, erreicht das PostAuto wenig später das Ufer des Lago Maggiore. Direkt an der Seepromenade liegt die Station Piazza Libertà. Jahrelang war hier Endstation, seit 2020 fahren die Kurse jedoch weiter an den FS-Bahnhof Luino, wo die Fahrt auf dem grossen Bussbahnhof endet.
633, Luino - Cadenazzo
Das stattliche Bahnhofsgebäude und die grossen Gleisanlagen von Luino lassen erahnen, was für eine wichtige Rolle der Grenzbahnhof einmal spielte. Heute verkehrt lediglich noch alle zwei Stunden eine Zugskomposition als S30 in die Schweiz. Mittwochs wird der Fahrplan wegen des beliebten Wochenmarktes mit einem zusätzlichen Regio Express Kurspaar ergänzt. Die Eisenbahnstrecke vom italienischen Luino nach Cadenazzo mit Anschluss an die Gotthardbahn wurde am 4. Dezember 1882 eröffnet.
Sie wurde für die bessere und direktere Erschliessung vom Hafen von Genua erbaut. Auch heute sind auf der gut 30 kilometerlangen Anschlusstrecke vor allem noch internationale Güterzüge unterwegs. Das Eisenbahntrasse schmiegt sich nun mit mehreren Tunnels am linken Ufer des Lago Maggiores entlang. Vorbei an den Ortschaften Colmegna und Maccagno braust die Schweizer Flirt Komposition zum Grenzbahnhof Pino-Tronzano. Die Luino Linie gehörte übrigens zu den letzten mit Dampfloks betriebenen Strecken der SBB, bevor sie erst 1960 durchgehend elektrifiziert wurde.
Kurz darauf überquert der Zug bei Ranzo - Sant’ Abbondio die Landesgrenze. Das kurvenreiche, einspurige Trasse führt weiter Richtung Norden. Vorbei an den schmucken kleinen Bahnhöfen von Gerra, S. Nazzaro und Magadino-Vira gelangt die Zugskomposition nach Quartino. Nun führen die Gleise parallel zu jenen der Locarno Linie durch die Magadinoebene in den Bahnhof von Cadenazzo, wo diese Reise schliesslich endet. Wer weiter Richtung Bellinzona/Lugano reisen will, muss hier auf die S20 umsteigen.
Last Update: 12.11.2024
Zuletzt gereist: 26.09.2022