Die Schifffahrtsgesellschaft SNL lädt ein zu einer herrlichen Rundfahrt auf dem Lago Maggiore ein. Diese führt in gut einer Stunde vom beliebten Urlaubsort Locarno, vorbei an der Promenade von Ascona zu den mediterranen Isole di Brissago. Der grosse botanische Garten mit den über 1`700 verschiedenen Pflanzen zieht nicht nur Botaniker in ihren Bann. Schliesslich endet diese Schifffahrt an der Grenze zu Italien, in Brissago.
3631, Locarno – Ascona – Brissago
Ausgangspunkt dieser Reise ist die Schifflände von Locarno, auch Debarcadero genannt. Während die Querverbindungen nach Magadino (3630) das ganze Jahr angeboten werden, verkehren die Schiffe nach Ascona-Brissago nur während den Sommermonaten. Von Ostern bis ende Oktober dauert jeweils die Schiffsaison auf dem Lago Maggiore. Während dieser Zeit sieht der Fahrplan täglich sechs Verbindungen zwischen Locarno und Brissago vor. Sobald alle Gäste an Bord sind, löst die Mannschaft die Seile und die Fahrt kann los gehen.
Seit 1826 gibt es auf dem See eine Passagierschifffahrt. Während vielen Jahren war der italienische Staatsbetrieb Gestione governativa navigazione laghi, welche auch die Schifffahrt auf dem Comer- und Gardasee betreibt, für die Erschliessung des Schweizer Seebeckens zuständig. Für die unrentablen Erschliessungen der eidgenössischen Ortschaften erhielt sie vom Tessin aber keine finanzielle Unterstützung, da unteranderem das GA und Halbtax Abo nicht anerkannt wurde. 2018 wurde die Organisation und der Betrieb schliesslich an die Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL) übergeben,
die seither mit Erfolg die Schifffahrt zwischen Locarno und der italienischen Grenze betreibt. So sind nun sämtliche schweizer Billiette wie GA, Tageskarten und co. gültig. Doch zur Reise - während einige Kurse den direkten Weg am Maggia-Delta entlang nach Ascona wählen, bedienen andere die Ortschaften am gegenüberliegenden Ufer. So nimmt der Kapitän Kurs nach Vira. Die Fahrt führt anschliessend am Ufer des Monte Gambarogno entlang. Den dichtbesiedelten Hügelzug zieren dank der herrlichen Aussicht sowie der Abendsonne etliche Villen und grosszügige Anwesen.
Während der Fahrt nach San Nazzaro ergibt sich auf der Steuerbord Seite, also in Fahrtrichtung rechts, ein grandioser Ausblick auf das Maggia-Delta. Der gleichnamige, 60 Kilometer lange Fluss entspringt zuhinterst im Maggiatal oberhalb von Fusio. Bekannt ist der Fluss vorallem durch die faszinierenden Felslandschaften sowie das glasklare Wasser. Der nächste Halt befindet sich anschliessend in Gerra, der zweitletzten Ortschaft auf eidgenössischem Boden. Nach dem kurzen Halt tuckert das Schiff nun einmal quer über den See ans andere Ufer nach Ascona.
Den touristischen-Linienverkehr bewältigen die drei von der NLM gemieteten Motorschiffe Capriolo, Milano und Torino. Letzteres gehört mit Baujahr 1913 zu den ältesten noch im Fahrdienst stehenden Motorschiffen auf europäischen Binnenseen. Nach der rund 15 minütigen Überfahrt trifft das Schiff an der Piazza von Ascona ein. Die Ortschaft ist bekannt für seine mediterrane Architektur und die mit vielen Restaurants gesäumte Promenade am Ufer des Lago Maggiores. Nachdem hier viele Gäste aus- und eingestiegen sind, kann die Fahrt weiter gehen. Der Kapitän nimmt nun Kurs auf die Isole di Brissago.
Spätestens seit der Römerzeit sind die beiden Inseln bewohnt. 1885 kamen sie in den Besitz der deutsch-russischen Baronin Antoinette de Saint Léger, welche dort ein grosses Haus und Parkanlagen mit subtropischen Pflanzen errichten liess. Damit wurde der Grundstein für den heutigen botanischen Garten gelegt. Schliesslich wurden die beiden grünen Juwelen des Lago Maggiores 1949 an den Kanton Tessin verkauft. Seither ist auch der botanische Garten, in dem rund 1’700 Pflanzenarten aus dem Mittelmeerraum und aus subtropischen Gebieten aller fünf Kontinente wachsen, der Öffentlichkeit zugänglich.
Diese exotischen Pflanzen können nur dank dem in der Schweiz einzigartigen insubrischen Klima (unzählige Sonnenstunden trotz vieler Niederschlägen) und einer hohen Jahresdurchschnittstemperatur von 14 °C überleben. Nachdem bei der Brissago Insel viele Botaniker, Naturliebhaber und Ausflügler an Land gegangen sind, wird es ruhiger auf dem Schiff. Dieses braust nun ans ein Kilometer entfernte Ufer von Porto Ronco. Das ursprüngliche Weinbauern- und Viehzüchterdorf entwickelte sich im frühen 20. Jahrhundert zu einem Künstlerdorf.
In den vergangenen Jahren wirkten unzählige Maler, Graphiker und Schriftsteller in dieser Ortschaft am Lago Maggiore. Das Passagierschiff nimmt derweil Kurs auf die letzte Ortschaft der Reise, Brissago. Sie ist nicht nur das letzte Dorf vor der italienischen Grenze, sondern mit 193 Metern über Meer auch der tiefste Punkt der Schweiz. Bekannt ist Brissago unteranderem auch für die Zigarrenfabrik. Zu Glanzzeiten waren über 600 Personen, überwiegend Frauen, in der Tabakverarbeitung beschäftigt. Auch heute, 100 Jahre später, werden im prunkvollen Anwesen noch Zigarren hergestellt. Von Brissago kann man dann entweder mit der FART Buslinie 316 oder mit dem Schiff wieder zurück nach Locarno reisen.
Last Update: 12.11.2024
Zuletzt gereist: 05.08.2021