Die kurvige Fahrt nach Mergoscia

62.312, Locarno-Brione-Contra-Mergoscia

Diese nicht ganz unspektakuläre FART-Linie nimmt ihren Anfang in Locarno. Genauer gesagt in Locarno Rotonda, dem grossen Kreisel am Ortsausgang. Der Fahrplan sieht das ganze Jahr über einen Zweistundentakt vor mit stündlichen Verdichtungen in den Hauptverkehrszeiten. Heute kommt auf der Berglinie ein Stadtbus der polnischen Firma Solaris zum Einsatz. Zuvor war während fast 20 Jahren ein Neoplan Bergbus auf dieser anspruchsvollen Bergstrecke eingeteilt. Sobald alle Fahrgäste einen Platz gefunden haben, sucht sich der Linienbus den Weg 

durch den Stadtverkehr an der via della Pace vorbei hoch zum Bahnhof. Hier wird der Anschluss vom TILO aus Bellinzona abgenommen. Nun kann die gut 30 Minütige Bergfahrt nach Mergoscia in Angriff genommen werden. Der Stadtbus zwingt sich nun durch die engen und stets ansteigenden Gassen des Ortsteil Muralto. Die Strasse windet sich am Südhang des Cimettas weiter hinauf nach Orselina. Bekannt ist die Ortschaft durch die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso. Des weiteren führt von hier auch eine Luftseilbahn hoch nach Cardada und den Monte Cimetta.

Der FART Linienbus folgt nun weiter dem geschlängelten Strassenverlauf, welcher am Berghang entlang führt. Unterwegs ergibt sich rechts ein gigantischer Ausblick hinunter nach Locarno, den Lago Maggiore und das Maggia Delta. Der nächste Halt befindet sich in Brione sopra Minusio. Die Ortschaft, welche die Heimat von rund 500 Personen bildet, ist auch mit der FART-Linie 3 und 4 ab Locarno erschlossen. Vorbei an der Pfarrkirche Santa Maria Lauretana, beschaulichen Grottos und wunderschönen Wohnhäusern führt die Reise weiter nach Contra.

Der Ortsteil, welcher zur Gemeinde Tenero gehört, liegt auf 480 Metern und bietet einen genialen Ausblick auf die Magadino Ebene. Contra wird stündlich mit der PostAuto Linie 323 ab Tenero erschlossen. Nun verwandelt sich die nicht übertrieben breite Hauptstrasse in eine schmale Bergstrasse, welche nun ins Verzascatal hinein führt. Jedoch endet die Fahrstrasse in Mergoscia, wer weiter ins Valle Verzasca hinein fahren will, muss die Zufahrtsstrasse über Gordola wählen. Kurz darauf ist die bekannte Verzasca Staumauer zu erkennen. 

Die 380 Meter breite Talsperre hat eine Höhe von 220 Metern und staut den Lago di Vogorno zurück. Kurz nach der Haltestelle Diga verschwindet die Strasse in einem 1.3 Kilometer langen Tunnel. Dieser wurde 1997 errichtet und ersetzt die alte, den Naturgefahren ausgesetzte und vom Abrutschen gefährdete Fahrstrasse. Zurück am Tageslicht ist die Ortschaft Mergoscia bereits durch die Frontscheibe zu erkennen. Diese liegt an der westlichen Talflanke hoch über dem Stausee. Bis dorthin müssen aber noch ein paar Höhenmeter bezwungen werden und dies geschieht mit mehreren Haarnadelkurven. 

Jedoch sind die Kehren so eng gebaut, dass es in den Kurven für den Chauffeur unumgänglich ist, den Rückwärtsgang einzulegen und den Bus ein wenig zurückzusetzen. Nach 35 Minuten ist es dann geschafft und der blau-beige Linienbus fährt auf der Piazza von Mergoscia ein. Doch nun steht noch ein letztes anspruchsvolles Manöver an. Zwischen Kirche, Dorfbrunnen und parkierten Autos muss der Bus für die Talfahrt auf engstem Raum gewendet werden. Hier endet nicht nur diese herrliche Linie, sondern auch die Fahrstrasse. 

Mergoscia, 735 m.ü.M

Die Ortschaft am sonnenverwöhnten Südhang ist ein beliebtes Ferien- und Ausflugsziel. Das typische Tessiner Bergdorf wird das ganze Jahr von etwas mehr als 200 Einwohnern bewohnt. Mergoscia ist auch Ausgangspunkt von zahlreichen Wanderungen, wie zum Beispiel nach Corippo, Brione oder zur Verzasca Staumauer. Nachdem man die Ruhe in diesem abgeschiedenen Bergdorf genossen hat, bringt einem der Linienbus in 10 Minuten Fahrzeit zurück nach Contra.

62.323, Contra-Tenero

Auch diese etwas kürzere und von PostAuto betriebene Berglinie, wird niederflurig gefahren. Der Fahrplan wurde 2021 massiv ausgebaut. So wird nun das ganze Jahr über einen Stunden Takt hinunter nach Tenero angeboten. Das PostAuto folgt zuerst dem Strassenverlauf nach Brione bevor es nach der Haltestelle Costa den steilen Abstieg in Angriff nimmt. Mit mehreren Haarnadelkurven windet sich die schmale Strasse zum Weiler Di Sotto hinunter. 

Unterwegs wird man ständig vom grandiosen Ausblick auf den Lago Maggiore begleitet, welcher übrigens der tiefsten Punkt der Schweiz darstellt. Ein paar Kurven weiter unten befindet sich der Ortsteil Mondeacce, welcher wie alle anderen Dörfer an dieser Linie auch zur Gemeinde Tenero-Contra gehört. Vorbei an unzähligen Rebbergen, aus den der wohlschmeckende Tessiner Merlot erzeugt wird, erreicht das PostAuto nach nur 10 Minuten den Talboden. Über einen kurzen Umweg zur Post gelangt der Linienbus zum Bahnhof von Tenero. 

Hier bestehen schlanke Anschlüsse an den TILO nach Bellinzona und Locarno. Des weiteren kann hier auch auf die PostAuto-Linie 62.321 Richtung Valle Verzasca umgestiegen werden. Die Contra-Linie ist hier jedoch noch nicht zu Ende, sondern der Bus folgt der Hauptstrasse zum Centro Commerciale. Wenig später ist im Brere die Endstation erreicht. In den Sommermonaten besteht die Möglichkeit von Tenero mit dem Schiff zurück nach Locarno zu reisen. Um zur Schiffstation zu gelangen muss ein gut 15 Minütiger Fussmarsch unternommen werden.

3631, Tenero-Locarno

Seit einigen Jahren wird die Schifffahrt im Schweizer Seebecken von der SNL Lugano betrieben. Mit der operativen Führung durch die Schweizer Schifffahrtsunternehmung werden nun sämtliche nationalen Billette wie GA, Tageskarten, usw. akzeptiert. Der Fahrplan sieht im Sommer mehr oder weniger ein Stundentakt auf der Linie Locarno-Tenero-Magadino vor. Die eingesetzten Schiffe, welche zum Teil in einem maroden Zustand sind,

gehören nach wie vor der italienischen NLM und werden von den Schweizern lediglich gepachtet. Das Schiff lässt nun das Lido von Tenero mit den nebenstehenden Campingplätzen hinter sich und tuckert in gemütlichem Tempo Richtung Locarno. Unterwegs kann man die Seele baumeln lassen und das vorbeiziehenden Ufer bewundern. Nach knapp 20 Minuten fährt das Kursschiff bereits bei den Landungsbrücken von Locarno ein. Somit nimmt diese herrliche Rundreise ihr Ende.